Donnerstagmorgen kurz vor 8 Uhr am Porsche Museum in Zuffenhausen: Abfahrt zu einem fast 4.500 Kilometer langen Roadtrip. Es geht Richtung Südosten. Einmal Istanbul und zurück. Es gilt sieben Länder zu durchqueren. Inklusive jeder Menge Mautstationen und Grenzkontrollen, das bedeutet Wartezeit. Am Testwagen soll es nicht scheitern: Ein neuer Taycan Sport Turismo mit Performance Batterie Plus und Heckantrieb. 320 kW (Taycan Sport Turismo mit Performance Batterie Plus (2024): CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 0 g/km, Stromverbrauch* kombiniert (WLTP) 20,9 – 17,9 kWh/100 km, Elektrische Reichweite kombiniert (WLTP) 550 – 650 km, Elektrische Reichweite innerorts (WLTP) 701 – 808 km) stark, 230 km/h schnell und mit einer Reichweite von 650 km laut WLTP.
Keine Überraschungen zum Start: Der Stuttgarter Berufsverkehr zeigt sich an diesem Tag mal wieder von seiner Sonnenseite. Es dauert fast 45 Minuten bis wir auf der Autobahn sind. A8 Richtung München. Es ist viel los. Wir fahren zügig, wo es geht und erlaubt ist. Schnell fahren, schnell laden lautet die Strategie. Der Porsche Charging Service ermöglicht dabei den Zugriff auf weltweite Ladepunkte verschiedener Anbieter. Aktuell sind in Europa fast 700.000 Ladepunkte in 24 Ländern angebunden. Solange es geht, wollen wir bei IONITY laden.
Unser erstes Zwischenziel: Die Raststation Golling West. 417 Kilometer entfernt. Fahrzeit: knapp vier Stunden. Wir modulieren die Geschwindigkeit so, dass wir mit möglichst leerer Batterie ankommen. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 22 kWh kommen wir an. Besonderheit: Die IONITY-Station liegt nicht in Fahrrichtung, sondern auf der anderen Seite. Eine Zufahrtsstrasse unter der Autobahn A10 führt uns auf die andere Seite. Sechs Ladesäulen stehen zu Verfügung. Also einstecken und losladen. Dank „Plug and Charge“ müssen wir uns nicht extra per App oder Ladekarte authentifizieren. Die Ladeleistung stockt allerdings bei 180 kW. Etwas stimmt nicht. Ein kurzer Blick genügt. Der Ladepark besteht aus vier älteren Ladern und zwei neuerer Bauart. Wir wechseln schnell von alt auf neu und der Taycan lädt sofort mit über 300 kW. Zeit für einen schnellen Kaffee mit Butterbrezel und den Gang zur Toilette.
Nach 18 Minuten sind 80 Prozent erreicht. Normalerweise würden wir jetzt weiterfahren. Allerdings wollen wir unseren nächsten Ladestopp am südlichsten IONITY-Lader überhaupt in Kroatien machen. Bis dahin sind es über 400 Kilometer. Wir laden deshalb auf über 90 Prozent und fahren erst dann weiter.
In Richtung Süden
Auch in Österreich ist an diesem Tag viel los. Viele Camper sind in Richtung Süden unterwegs. Am Knoten Villach wechseln wir von der A10 auf die A11. Kurz danach fahren wir durch den knapp acht Kilometer langen Karawankentunnel. Das Tempolimit in Slowenien liegt bei 130 km/h. Eine gute Reisegeschwindigkeit für den Sport Turismo. Es geht vorbei an der Hauptstadt Ljubljana auf der A2 Richtung Osten. Die Maut haben wir genauso wie in Österreich online bezahlt. An den Mautstationen kommt es zu geringen Wartezeiten. Südlich von Zagreb planen wir unseren nächsten Ladestopp. Nach gut acht Stunden Fahrzeit erreichen wir die IONITY Lader in Sop – die südlichsten IONITY-Lader. Die vier Säulen liegen nicht direkt an der Autobahn, sondern in einem 350-Seelen-Dorf neben einer Tankstelle. Der Umweg ist gering. Wieder stockt die Ladeleistung etwas. Dieses Mal bei 165 kW. Da zwei weitere Säulen belegt sind, stecken wir nicht um, sondern geniessen stattdessen den hervorragenden Kaffee an der Bar, die zur Tankstelle gehört.
Bei einem so langen Roadtrip ist dieser Zeitverlust nicht so gravierend. Immerhin sind wir nach 18 Minuten wieder bei 74 Prozent. Da unser letzter Abschnitt für diesen Tag wieder fast 400 Kilometer lang ist, gönnen wir dem Taycan noch ein paar extra Elektronen. In Kroatien gilt ebenfalls Tempo 130. Für die Mautstationen haben wir uns vorab einen Transponder organsiert. Leider funktioniert dieser nur an der ersten Station und nicht an der zweiten. Wir zahlen die fälligen 16,90 Euro bar. Die Einreise nach Serbien ist deutlich zeitintensiver als die Grenzübertritte zuvor. Noch ist der Balkanstaat kein EU-Mitglied. Dies bekommt man unter anderem an der Grenze zu spüren. Jede Einreise wird im Reisepass mit einem Stempel dokumentiert. Von der Grenze ins Hotel in Belgrad sind es nur noch etwas mehr als 100 Kilometer. An der Mautstation zahlt man entweder bar oder mit Karte. Die Gebühren sind mit umgerechnet vier Euro gering. Nach 1.200 Kilometern und gut zwölf Stunden Fahrzeit erreichen wir unser Hotel im Zentrum von Belgrad. Hier können wir über Nacht an der Wallbox vollladen.
Am nächsten Morgen geht es früh um 07:30 Uhr weiter. Es stehen weitere 1.000 Kilometer an. Allerdings wird das Ladeinfrastruktur-Netz dünner und der Porsche Charging Service ist nicht mehr verfügbar. Das heisst in der Praxis: Die Ladeplanung funktioniert nach wie vor sehr gut, allerdings benötigt man an der Ladesäule die App oder Ladekarte eines anderen Anbieters. Doch bevor es so weit ist, geniessen wir erst einmal die leeren Autobahnen Serbiens und erfreuen uns an der schönen Landschaft. Da kaum Verkehr herrscht, steigt die Reisegeschwindigkeit.
300 kW-Plateau-Ladekurve entschädigt für Stau
In Bulgarien befahren wir wieder EU-Gebiet. Die Maut haben wir vorab online bezahlt und erfreuen uns am Tempolimit von 140 km/h. Da auch hier die Autobahnen menschenleer sind kommen wir sehr gut voran. Unseren ersten Ladestopp für heute planen wir in der bulgarischen Hauptstadt Sofia, 400 Kilometer von Belgrad entfernt mit der bulgarischen FINES App. Hier haben wir uns bereits im Vorfeld registriert. Bei einem Autohändler an der Ringstrasse im Süden von Sofia steht eine 300 kW Säule. Auf dem Weg dorthin geraten wir in der Stadt in einen sehr langen Stau. Erst nach sechs Stunden kommen wir an. Dafür entschädigen uns Säule und Taycan mit einer 300 kW-Plateau-Ladekurve. Nach gerade einmal 16 Minuten ist die 800 Volt-Batterie wieder zu zwei Dritteln gefüllt. Mehr als genug Energie für die nächsten 275 Kilometer bis zur bulgarischen Grenze.
Wie aus dem Nichts ist die Autobahn plötzlich proppenvoll. Kein Unfall, keine Panne. Einfach nur sehr viele Ausflügler, die am Freitagnachmittag Richtung Schwarzmeerküste unterwegs sind, um das Wochenende am Strand zu verbringen. Kein Wunder bei 36 Grad. Für uns leider keine Option. Wir finden stattdessen neben einem Hotel einen Schnelllader mit zwei Anschlüssen. Einmal 120 kW und einmal 180 kW. Hier laden wir auf fast 90 Prozent, während wir uns die Beine vertreten und mit Wasser und Kaffee versorgen. Der letzte Abschnitt bis nach Istanbul ist wieder 275 Kilometer lang. Die Autobahnen sind wie leergefegt. Wir kommen gut voran und erreichen nach insgesamt fast 2.200 Kilometern und gut 25 Stunden die Endstation: Istanbul.
Istanbul – Belgrad – Sop - Ljubljana – Zuffenhausen
Der nächste Morgen im Galata Port in Istanbul. Wir haben gemeinsam mit Porsche Türkei zum Taycan Meet and Greet eingeladen. Gut 25 Taycan und ihre Besitzer versammeln sich am historischen Uhrturm. Wir sind mit unseren vier neuen Taycan am Start und haben noch einen Taycan Turbo GT und einen neuen elektrischen Macan mit zum modernen Hafen gebracht. Die Laune ist gut, die Musik laut. Viele Passanten nutzen die Gelegenheit, um sich ebenfalls die neuesten Modelle anzuschauen und ein Selfie zu machen. In der Türkei sind um die 2.000 Taycan unterwegs. Das Auto erfreut sich grosser Beliebtheit.
Am Montagmorgen treten wir die Heimreise an. Es geht wieder über Belgrad zurück nach Stuttgart. Die erste Etappe ist 250 Kilometer lang Wir haben nicht genug Saft, um bis nach Sofia durchzufahren und machen deswegen einen sechsminütigen „Splash and Dash“-Stopp an der Autobahn an einem 150 kW Lader. Leider befindet sich dieser auf der anderen Seite und es kostet Zeit, um dorthin zu kommen.
Gegen 13:30 Uhr erreichen wir den 300 kW Lader neben einem grossen Autohaus. Wir laden in gerade einmal 20 Minuten von neun auf 81 Prozent. Die Ladeperformance lässt uns auch darüber hinwegsehen, dass es im Gegensatz zu anderen Lade-Locations in dieser Gegend keine Toilette und auch kein Café gibt. Wir nehmen die letzten 400 Kilometer des Tages unter die Räder. Von Bulgarien geht es zurück nach Serbien. Der Verkehr ist deutlich besser als auf dem Hinweg und wir kommen gut voran. Die Temperaturen steigen in Serbien auch wieder auf bis zu 37 Grad. Der Taycan läuft wie ein Uhrwerk. Die Hitze macht ihm nichts aus. In Lapovo halten wir nochmal zum Laden. Vor allem, weil wir auf die Toilette müssen. Der „Charge & GO“-Lader liefert zwar nur 100 kW, dennoch völlig ausreichend auf der Langstrecke. Nach 18 Minuten geht es weiter. Komfortabel und flott bringt er uns innerhalb von zwölf Stunden und fast 1.000 Kilometer zu unserem Etappenziel Belgrad. Im Hotel laden wir kostenlos. Den Abend lassen wir entspannt auf der Dachterrasse des Hotels ausklingen. Die Nacht wird nämlich wieder kurz.
Problemloser Ladestopp dank Plug and Charge
Um 7:00 Uhr fahren wir am nächsten Morgen weiter. 1.200 Kilometer stehen auf dem Programm. Die Batterien von Fahrer, Beifahrer und Auto sind voll und wir verlassen die serbische Hauptstadt über die Donau Richtung Norden. Das Tempolimit liegt bei 130 km/h. Da kaum Verkehr herrscht, ist die Durchschnittsgeschwindigkeit nicht viel geringer. Unser erster Ladestopp ist ein alter Bekannter: Wie auf dem Hinweg die IONITY-Säule im kroatischen Sop, neben der Autobahn gelegen. Dank Plug and Charge beginnt der Ladevorgang problemlos und wir laden innerhalb von 21 Minuten über 82 kWh nach.
Um kurz nach 09:00 Uhr sind wir bereits wieder auf der Autobahn. Über Kroatien geht es nach Slowenien weiter nach Österreich. Je nördlicher wir kommen, desto niedriger die Temperaturen. Es beginnt ausserdem etwas zu regnen. Wir passieren die slowenische Hauptstadt Ljubljana und erfreuen uns an der grossartigen Landschaft. Richtung Österreich geht es weiter bergauf. 330 Kilometer nach unserem letzten Stopp erreichen wir die IONITY-Ladesäule in Eisentratten. Hier laden wir in 19 Minuten sogar über 81 kWh nach. Rekord für uns. Es bleibt kaum Zeit, um sich mit der Taycan-Fahrerin nebenan zu unterhalten. Bis nach Hause sind es nur noch 500 Kilometer. Rund um München verdirbt uns ein Stau noch höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten. Danach ist die Autobahn wieder leerer und der Taycan kann nochmal zeigen, was in ihm steckt. Ein letzter acht Minuten Stopp in Jettingen-Scheppach reicht aus, um unser Endziel in Zuffenhausen am Porsche Museum zu erreichen.
Was für ein Roadtrip! Fast 4.400 Kilometer mit einem Durchschnittsverbrauch von weniger als 23 kWh. Da wir in den Hotels kostenlos laden konnten, belaufen sich die Stromkosten auf weniger als 250 Euro. Der Taycan fährt nicht nur sportlich und komfortabel, sondern auch sparsam.