Jo Siffert: unvergessen

Von 1964 bis 1971 fuhr der Schweizer Pilot Jo Siffert exakt 82 Rennen für Porsche. Beim ersten Triumph des Porsche 917 – ein Modell, mit dem sich das Image der Marke von Grund auf verändern sollte – sass er am Steuer. Mit einem einzigartigen Porsche 911 GT3 RS „Tribute to Jo Siffert“ würdigt Porsche den früh verstorbenen Schweizer Rennfahrer und erinnert zugleich an ebenjenen ersten Sieg des legendären 917 vor bald 55 Jahren.

   

Werksfahrer:

Werksfahrer:

Jo Siffert, hier zusammen mit Gerhard Mitter (l.) und Hans Herrmann, wurde von allen geschätzt.

Ende der 1960er-Jahre und Anfang der 1970er-Jahre war Jo Siffert ein Ass im Ärmel von Porsche. Das Jahr 1969 war seine beste Saison mit dem Stuttgarter Sportwagenhersteller: Bei sechs der zehn Rennen der Weltmeisterschaft überquerte er als Erster die Ziellinie, und beim Grossen Preis von Österreich für Sportwagen am 10. August 1969 steuerte er den Porsche 917 zu seinem ersten Sieg.

Am Ziel:

Am Ziel:

Seinen ersten Sieg errang der 917 am 10. August 1969 auf dem Österreichring.
Hockenheim:

Hockenheim:

Pedro Rodriguez trägt hier den Helm von Jo Siffert. In der Mitte Ferry Porsche.
Zeltweg:

Zeltweg:

Kurt Ahrens startet mit Vollgas unter den Blicken von Ferdinand Piëch und Jo Siffert.
„Jo Siffert war unser schnellster Pilot – mit grossem Abstand.“ Peter Falk

„Jo Siffert war unser schnellster Pilot – mit grossem Abstand“, erinnert sich Peter Falk, damals einer der Fahrwerksingenieure bei Porsche. Es ist jedoch auch eine schmerzliche Erinnerung, denn Jo Siffert starb am 24. Oktober 1971 im Alter von 35 Jahren bei einem tödlichen Unfall am Steuer eines BRM bei einem Formel-1-Rennen. Trotz seines viel zu frühen Todes wird Jo Siffert auch heute noch geradezu verehrt.

Siegreich:

Siegreich:

Stommelen, Neerpasch, Elford, Herrmann und Siffert (von links) gewannen 1968 die 24 Stunden von Daytona.

Gleich in doppeltem Sinn ist der 911 GT3 RS „Tribute to Jo Siffert“ ein Fahrzeug, das inspiriert. Zum einen ist seine optische Gestaltung an das Design jenes 917 angelehnt, mit dem Jo Siffert und Kurt Ahrens vor fast 55 Jahren auf dem Österreichring siegreich waren. Und zum anderen zeigt das Einzelstück die umfangreichen Möglichkeiten einer Individualisierung des Exterieurs und Interieurs, die Porsche im Rahmen des Sonderwunsch-Programms anbietet. 

Auf dem Podium:

Auf dem Podium:

Im November 2024 wird das Fahrzeug auf der Auto Zürich ausgestellt.

Das Fahrzeug ist vorwiegend in purweiss lackiert, trägt wie sein Vorbild an den vorderen Kotflügeln und Teilen der Bugpartie jedoch vipergrüne Kontrastflächen. Beide Töne stammen aus dem Programm „Farbe nach Wahl“. Auch das Mittelteil seines grossen Heckflügels ist in vipergrün lackiert. Die Startnummer entspricht jener historischen Nummer des legendären 1.000-Kilometer-Eröffnungsrennens. Die „29“ befindet sich auf den Türen, der Fronthaube, auf der Unterseite des Heckflügels sowie auf den Ventilkappen der Reifen. Der klassische Porsche-Schriftzug mit Streifen-Design auf den Türen und Seitenteilen ist ebenso vom Originalfahrzeug inspiriert.

Mit viel Liebe zum Detail und mit Unterstützung von Bosch und Shell haben die Designexperten der Porsche Exclusive Manufaktur ferner die zeitgenössischen Sponsorenaufkleber reproduziert. Der Bosch-Decal mit der Zündkerze sitzt auf den hinteren Radhäusern. Der Shell-Aufkleber mit der Wortmarke in der Muschel befindet sich unterhalb der Heckscheibe bei den Serviceklappen für Öl und Wasser. 

Auf dem Zentralverschluss der satinschwarzen Magnesium-Räder ist die Silhouette des 917 zu sehen. Diese stilisierte Seitenansicht ziert ebenso die Sideplates des Heckflügels. Auf den B-Säulen sitzt eine spezielle Plakette im Helm-Design: Als persönlicher Bezug sind dort der Name und die Unterschrift von Jo Siffert abgebildet. Das Helmmotiv findet sich ebenfalls auf den Kopfstützen; die Türeinstiegsleisten zieren die Silhouette des 917, kombiniert mit der Unterschrift Sifferts.

Jo Sifferts Sohn Philippe ist zwischen 1991 und 2003 selbst Formel-Ford- und Formel-3-Rennen gefahren und war Werksfahrer bei BMW. Er war in den Aufbau dieses besonderen 911 GT3 RS eingebunden. „Die Entstehung dieses Porsche zu Ehren meines Vaters unmittelbar mitzuerleben, war ausgesprochen spannend“, sagt Philippe Siffert. „Mit viel Liebe zu historischen Details und handwerklichem Können auf höchstem Niveau haben die Mitarbeiter der Porsche Exclusive Manufaktur einen ohnehin schon raren 911 GT3 RS in ein absolutes Unikat verwandelt – Jo-Siffert-Spirit inklusive.“

Jo Siffert:

Jo Siffert:

Er war von 1966 bis 1971 Porsche-Werksfahrer.

Jo Siffert schaffte es aus sehr bescheidenen familiären Verhältnissen ins Firmament des Motorsports. Auch das trug zu dem Ansehen bei, das weit über die Grenzen der Schweiz hinausging. Der bekannte Journalist Johnny Rives formulierte es in der französischen Sportzeitschrift L’Équipe vom 25. Oktober 1971 so: „Jo Siffert war einer der beliebtesten Rennfahrer. Er war schnell, geschickt und kämpferisch, wie Rennfahrer es nicht selten sind. Aber bei ihm kam noch etwas hinzu: Seine Bescheidenheit und Ungezwungenheit waren seinem erstaunlichen Mut ebenbürtig.“

Es soll im Übrigen – das sei hier erwähnt – Jo Siffert gewesen sein, der die Champagnerdusche am Ende eines Rennens erfunden hat. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1966, das er als Viertplatzierter beendete und bei dem er die Effizienzwertung „Index of Performance“ anführte, schüttelte er aus Versehen seine Champagnerflasche. Es war sein erstes Rennen als offizieller Porsche-Fahrer. Im Jahr darauf fuhr er in Le Mans auf Rang 5 und stand im Index of Performance erneut auf Platz 1, wiederum am Steuer eines Werksfahrzeuges von Porsche. 

Dieses Mal jedoch schüttelte er seine Champagnerflasche mit Absicht – und der amerikanische Rennpilot Dan Gurney, Sieger der Gesamtwertung am Steuer eines Ford GT40, tat es ihm nach. 1969 kommt das Jahr des grossen Erfolges von Siffert und Porsche: Von zehn Rennen der Sportwagen-Weltmeisterschaft gewinnt Porsche in dieser Saison sieben. Fünf dieser Siege holt Siffert zusammen mit dem Briten Brian Redman und einen mit Kurt Ahrens – jenen am 10. August 1969 in Zeltweg. Dieser ist zugleich der erste Sieg des Porsche 917, der bis dahin als unfahrbar galt.

1968 hatte die FIA überraschend das Reglement der Markenweltmeisterschaft geändert und die Hubraumgrenze auf fünf Liter angehoben. Der Dreiliter-Porsche 908 war nur noch bedingt konkurrenzfähig. Ein neues Fünfliter-Auto musste her – der 917.

Nach der Sportwagen-Meisterschaft im ersten Einsatzjahr 1969 schafften Hans Herrmann und Richard Attwood 1970 auf dem 917 den begehrten Triumph in Le Mans. Diesen bis dahin grössten motorsportlichen Erfolg für Porsche konnten Helmut Marko und Gijs van Lennep 1971 wiederholen. Mit den über 1.000 PS starken Turbo-Ausführungen 917/10 und 917/30 als Weiterentwicklung des 917 dominierten George Follmer 1972 und Mark Donohue 1973 die nordamerikanische Can-Am-Serie und komplettierten die Erfolgsbilanz des 917. Siffert erlebte diese Erfolge nicht mehr. Er selbst bleibt jedoch nicht zuletzt aufgrund seiner Erfolge bis heute unvergessen. 

Mini-917:

Mini-917:

Auf dem Seitenteil des Heckflügels ist die Silhouette des Porsche 917 zu erkennen.
Laurent Missbauer
Laurent Missbauer

Verbrauchsangaben

911 GT3 RS

WLTP*
  • 13,2 l/100 km
  • 299 g/km
  • G Klasse
  • G Klasse

911 GT3 RS

Kraftstoffverbrauch* / Emissionen*
Kraftstoffverbrauch* kombiniert (WLTP) 13,2 l/100 km
CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 299 g/km
CO₂-Klasse G
CO₂-Klasse gewichtet kombiniert G