Lap Time: 86:00:00,00 Std.

Vor 50 Jahren gelingt mit dem Porsche 914/6 ein Dreifachsieg in der Eifel.

  

In tiefer Finsternis formieren sich 64 Rennwagen auf dem Nürburgring. In der ersten Reihe: drei Porsche 914/6. Pechschwarz liegt vor ihnen in einer Augustnacht 1970 die gefährlichste Rennstrecke der Welt. Um 01:00 Uhr startet das Feld zum Marathon de la Route – einem 86-stündigen Kampf gegen Müdigkeit, Fahrfehler und technische Defekte. Eine Runde über Süd- und Nordschleife misst 28,29 Kilometer. Fünfzig Kurven, Bodenwellen, kaum gesicherte Begrenzung. Der Marathon steht in der Tradition der einst härtesten Rallye Europas: Lüttich-Rom-Lüttich. Deren längste Distanz betrug 1956 gut 5.000 Kilometer und trieb die Fahrer in absolute Erschöpfungszustände. Auf dem Nürburgring stehen den Dreierteams 1970 doppelt so viele Kilometer bevor!

Bei diesem Martyrium in der Eifel will Porsche die Sportlichkeit des 914/6 demonstrieren. Extrem-Marketing für den zusammen mit Volkswagen angebotenen Mittelmotorsportler. Die drei Werkswagen verfügen je über 160 PS, Leichtbauteile, Sperrdifferenziale, extragroße Tanks, verstärkte Bremsen und Fahrwerksverbesserungen sowie renntaugliche Lichtanlagen. Hinter dem Team liegen ungezählte Testkilometer – Tag und Nacht kreisten sie in Weissach. Alle neun Fahrer sind geschult, um auf offener Strecke reparieren zu können. Sie absolvieren ihre stundenlangen kräftezehrenden Einsätze mit höchster Präzision, halten sich an Drehzahllimits und steigern sukzessive ihr Tempo. Die schnellste Rennrunde für einen Werks-914/6 geht mit einer Zeit von 12:38 Minuten an die Startnummer drei von Björn Waldegård, Åke Andersson und Guy Chasseuil.

Das Feld dezimiert sich, nur 24 der 64 Starter kommen durch. Porsche besteht mit Bravour: Dreifachsieg nach mehr als einer halben Woche. Der Wagen mit der Startnummer eins von Claude Haldi, Gérard Larrousse und Helmut Marko gewinnt nach einer Gesamtdistanz von 10.184 Kilometern oder 360 Runden vor den Teamkollegen, die mit der Rundenbestzeit glänzten. Claude Ballot-Léna, Nicolas Koob und Günter Steckkönig komplettieren das Triumvirat. Mit ihrer heroischen Leistung bescheinigen alle neun Fahrer dem 914/6 nicht nur echten Porsche-Speed, sondern auch grandiose Zuverlässigkeit. Das Wartungsprotokoll: ein einziger Reifenwechsel pro Auto, zwei defekte Sicherungen und eine Rücklichtbirne, zwei abgefallene Fensterkurbeln.

18.–22.08.1970

Marathon de la Route – 86-Stunden-Rennen
Nürburg, Deutschland
28,29 Kilometer Streckenlänge
Claude Haldi / Gérard Larrousse / Helmut Marko
Porsche 914/6

Heike Hientzsch
Heike Hientzsch