Angenehme Gelassenheit
Porsche Deutschland: Leiche spielen, Liebe, Lieder singen: Hans-Werner Meyer gibt Einblicke in sein prall gefülltes Schauspielerleben. Ganz nebenbei zeigt uns der gebürtige Hamburger seine Heimatstadt.
Porsche Talks – in Hamburg
Verbrauchsangaben
Cayenne Turbo
Kraftstoffverbrauch kombiniert 11,4 – 11,3 l/100 km
CO2-Emission kombiniert 261 – 258 g/km
Panamera Turbo Sport Turismo
Kraftstoffverbrauch kombiniert 10,6 l/100 km
CO2-Emission kombiniert 243 g/km
(Stand 07/2020)
Der Porsche Cayenne Turbo. Ein Fahrzeug wie eine äußerst stabile Luftblase. Der Hamburger Verkehr rauscht kaum hörbar an uns vorbei, drinnen ist vor allem Platz und dann, sicherheitshalber, noch mal Platz. Das Navigationssystem fragt freundlich, wohin man denn heute will. An die Elbe vielleicht? Elbe klingt gut, Elbe klingt angemessen.
Im Gegensatz zu vielen Sportwagen hat man im Cayenne Turbo nicht mal den brennenden Ehrgeiz, schnell zu fahren (obwohl der Tacho 330 km/h als Spitzengeschwindigkeit angibt), kutschenähnlich überblickt man stattdessen den Verkehr von oben und grüßt in alle Richtungen milde. Dieser Wagen ist autogewordene Meditation. Sobald man sich mit den Bose-Boxen auf ein Lied geeinigt hat, ist einem sofort alles andere angenehm gleichgültig.
Bis einem wieder einfällt, dass man gleich einen völlig Fremden in sein Auto eingeladen hat, der noch dazu erfolgreicher Schauspieler ist, und dem man im besten Falle Fragen stellt, die er nicht schon zweihundert Mal in Interviews beantworten musste. Das ist eines der wenigen Probleme, die auch ein Cayenne Turbo nicht lösen kann. An einer der tausend schönen Brückchen der Speicherstadt hole ich Hans-Werner Meyer ab. Schauspieler (aktuell: „Letzte Spur Berlin“), Buchautor („Durchs wilde Kindistan“), engagierter Vereinsgründer (Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler). Und überdies: angeblich wahnsinnig sympathisch. Mindestens vier Gründe also, um maximal nervös zu sein.
Aber zum Glück gibt es einen Grund, diese Nervosität innerhalb von Sekunden zu verlieren: Hans-Werner Meyer selbst. Denn das „angeblich“ vor dem „sympathisch“ kann man schon nach den ersten gewechselten Worten streichen. Und darüber hinaus ist er auch noch praktisch: Zwar lebt er in Berlin, ist aber gebürtiger Hamburger, und so kann er mir seine Heimatstadt zeigen, in der ich mich kaum auskenne. Nur in der Speicherstadt muss er selbst noch staunen, so anders sah es früher hier aus. Aber dann erkennt er doch die Kirche, in der er mit seiner ersten A-capella-Band „Meier & die Geier“ geprobt hat. Eine Band, mit der er später übrigens mal in der „Hitparade“ gewonnen hat.
Überhaupt ist Meyer erstaunlich vielseitig. Ob Theater, Fernsehen, Kino – die Liste seiner Rollen ist lang. „Die Leute kennen zwar mein Gesicht“, sagt er, angenehm uneitel, „aber nicht immer meinen Namen.“ Ob er auf der Straße angesprochen wird? Das komme vor, aber meist verwechseln ihn die Menschen mit einem anderen Schauspieler. Er lacht.
Weil es in seinem Berufsstand nicht immer was zu lachen gibt, engagiert sich Meyer schon viele Jahre im Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler. Entgegen des öffentlichen Images leben die meisten seiner Kollegen schließlich in prekären Verhältnissen. Neben Arbeit, Engagement und Band ist Meyer außerdem begeisterter Vater zweier Söhne. Und, da bin ich mir ganz sicher, er hat irgendwie in seinem Hobbykeller herausgefunden, wie es gelingt, die Zeit zu dehnen.
Das will er zwar nicht zugeben, aber anders kann ich es mir nicht erklären, wie er es schafft, all das unter einen Hut zu kriegen – und dann noch Zeit findet, mit mir einen Tag für Porsche Talks entspannt durch Hamburg zu cruisen. Er ist sogar dann noch äußerst geduldig, als ich ihn mitten auf unserer Fahrt auffordere, spontan eine Leiche zu spielen. Mausetot sinkt er auf dem Beifahrersitz zusammen, und ich bekomme tatsächlich Angst, dass die Hamburger Polizei mich am nächsten pittoresken Brückchen anhält und nachfragt, was ich denn bitteschön mit dem leblosen Schauspieler, dessen Namen sie immer vergessen, vorhabe. Zum Glück wird Meyer sehr schnell wieder lebendig, was ihm deutlich besser steht: Er singt bereitwillig Lieder vor, erzählt von seinen Kindern („das größte Abenteuer überhaupt!“) und schwärmt von seiner Ehe. Menschen, die es noch nach Jahrzehnten schaffen, voller Begeisterung und mit diesem ganz besonderen Blitzen in den Augen von ihrem Partner zu erzählen, begeistern mich zuverlässig. Diese Geschichten von ersten Treffen, bei denen man sofort wusste: Die, oder ich lass’ es ganz. Und zwei Kinder später klingt alles noch genauso glücklich.
Und selbst ich finde heute wenig Grund zum Jammern, obwohl ich eigentlich immer einen finde: An diesem brüllend heißen Tag die Hansestadt vollklimatisiert an sich vorbeiziehen zu lassen, ist schlicht und ergreifend Wahnsinn. Ich kannte vor dem heutigen Tag weder den Cayenne Turbo noch Hans-Werner Meyer, aber beide scheinen sich in vielen Charaktereigenschaften zu ähneln: Sie sind belastbar, strahlen eine angenehme Gelassenheit aus, und man fühlt sich in ihrer Gegenwart sofort sehr sicher. Meyer selbst würde sich über dieses Kompliment wahrscheinlich gar nicht so freuen: Er liebt vor allem den klassischen Porsche 911. Und am allerliebsten würde er einen natürlich seiner Frau schenken. Zum Geburtstag. Eine hervorragende Idee, die ich nur mit einem kleinen Funken Eifersucht lautstark unterstütze.
Nach einem Fotoshooting bei 35 Grad und diversen kleinen von mir eingeforderten Aufführungen darf Meyer den Wagen wieder verlassen. Ich habe einiges über den Beruf des Schauspielers gelernt. Die müssen nämlich zum Beispiel eine ganze Menge aushalten. Manchmal finanzielle Durststrecken. Und manchmal mich.
Porsche Talks
Video zu dieser „Porsche Talks“-Folge: www.porsche.de/backstage