Es gab mal eine Zeit, da galt Angelique Kerber als kamerascheu. Beim Shooting für das Porsche Tennis Magazin ist davon allerdings nichts mehr zu spüren: In jeder Pose gibt die Kielerin eine exzellente Figur ab. „Man kommt eben rein“, erklärt sie. Und das gilt nicht nur für Fototermine. Kerber hatte in den letzten zwei Jahren quasi keine andere Wahl als zu lernen, wie man in unbekannte Situationen „reinkommt“.

In ihrem Traumjahr 2016 gewann sie bei den Australian Open als erste deutsche Tennisspielerin seit Steffi Graf wieder einen Grand-Slam-Titel, schlug Karolina Pliskova im Finale der US Open, holte Silber bei Olympia und wurde die Nummer eins der Welt. Bald erlebte sie jedoch, wie schnell Erfolg zur Nervensache werden kann: „Ich musste mit dem Druck erstmal zurechtkommen“, erzählt sie. Auf den Siegestaumel folgte 2017 eine Pleitenserie: Kerber rutschte von der Weltspitze bis auf Rang 21.

Angelique Kerber, Markenbotschafterin, 2018, Porsche AG
Der Tennisprofi möchte weiter über sich hinauswachsen

„Leer und orientierungslos“ fühlte sie sich in dem von Niederlagen geprägten Jahr, sagt Kerber. Doch davon ist jetzt, Anfang 2018, nichts mehr zu spüren. Gemeinsam mit ihrem neuen Trainer Wim Fissette kämpfte sie sich zurück und gewann wieder ein Match nach dem anderen. Zwar scheiterte sie im spannenden Halbfinale der Australian Open an der Weltranglistenersten Simona Halep, aber ihr Comeback darf trotzdem als gelungen gelten. „Ich bin auf dem richtigen Weg“, sagt sie selbstbewusst.

Wie hat sich Angelique Kerber aus dem Tief herausgezogen? „Meine Liebsten haben mir den Rücken gestärkt und mich akzeptiert, wie ich bin. Dadurch wurde mir klar: Ich darf mich als Person nicht nur über sportlichen Erfolg definieren.“ Obwohl Kerber weiterhin harte Kritik an sich selbst übt, hat sie gelernt, sich nicht an Niederlagen festzubeißen. Man sieht ihr den Spaß am Tennis wieder an – auch wenn sie laut eigener Aussage vor jedem Match noch genauso nervös ist wie zu Beginn ihrer Karriere. Der Unterschied: „Natürlich bin frustriert, wenn ich verliere. Dafür genieße ich die guten Momente umso mehr. Im Sport gehören Auf und Abs zum Alltag.“

Das Shooting mit Angelique Kerber

Kerber ist stolz auf das Erreichte, aber sich auf Lorbeeren auszuruhen ist nicht ihr Ding: „Ich will bei jedem Match mein bestes Tennis spielen und weiter über mich hinauswachsen. Egal, bei welchem Turnier.“ Das WTA-Ranking allein soll nicht mehr der Gradmesser ihres Erfolgs sein. Und das ganze „unwichtige Drumherum“ blendet sie sowieso aus: „So kann ich mich besser auf meinen Job konzentrieren.“

Als nächstes will Angelique Kerber beim Porsche Tennis Grand Prix den Court erobern. Am liebsten stünde sie wieder in einem deutschen Finale – wie 2016 gegen Laura Siegemund. Darüber hinaus freut sie sich auf den Heimvorteil, der ihr 2015 im Finale gegen Caroline Wozniacki zum entscheidenden Motivationsschub verholfen hat: „Ich lag im dritten Satz zurück und konnte kaum noch. Die Fans haben mich mitgezogen, ich habe das Match gedreht. Das war unglaublich.“ Schauen wir mal, ob das Publikum Angelique Kerber auch dieses Jahr helfen kann, wieder „reinzukommen“ – oder ob das gar nicht nötig sein wird.

Weitere Artikel